Sie lacht über deinen Witz. Ihr Blick bleibt einen Moment länger bei dir als üblich. Dein Herz macht einen Sprung und vielleicht ist das der Moment, wo du denkst: Ja, sie ist es, das ist die Frau, die ich in meinem Leben haben will.
Doch dann sagt sie wie aus dem Nichts zu dir: „Du bist echt ein toller Freund, weißt du das?“
Zack, wieder bist du in der Freundesschublade gelandet.
Du hast in den letzten Wochen oder Monaten alles gegeben. Bist aufmerksam, hilfst ihr, hörst stundenlang zu, wenn sie von ihrem letzten Date-Desaster erzählt. Und am Ende wählt sie … jemand anderen.
Mein Name ist Jan Riepenhusen, Beziehungscoach für Singles. Die Friendzone war mir jahrelang ein ungewollter Begleiter. Als Dauersingle dachte ich damals: Wenn ich nur nett genug bin, wenn ich alles richtig mache, dann wird sie mich irgendwann lieben und wir sind zusammen.
Um es vorwegzunehmen: Ist Bullshit und hat nicht funktioniert, und vielleicht hast du es auch erlebt
Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Die Einsamkeit. Die Zweifel. Immer wieder von vorn. Und ich glaubte lange an einen der größten Irrtümer beim Dating: Ich muss mich anpassen und nett sein, damit sie mich mag.
Aber das ist totaler Quatsch.
Genauso Quatsch ist übrigens die Vorstellung, dass Frauen auf Arschloch-Männer stehen und du unbedingt ein Alpha-Typ sein musst, um bei der Partnersuche erfolgreich zu sein.
Die Wahrheit liegt woanders. Und genau darum geht es in diesem Artikel.
Warum Nettsein dich nicht weiterbringt
Lass mich vorweg eine Sache klarstellen. Du bist nicht zu nett. Auch ist es völlig normal, dass alle Männer mal mehr und mal weniger in die „Nice-Guy“-Falle tappen. Daran ist nichts falsch und es gehört auch dazu.
Das Problem ist auch nicht, dass du an sich nett bist.
Das Problem ist, wie du auf dein Date wirkst und eher unsichtbar bleibst als Mann, der eigentlich eine Beziehung auf Augenhöhe möchte.
Also wenn du beim Dating immer wieder in der Friendzone landest, hat es weniger mit deinem Aussehen oder Status zu tun. Es hat viel mehr mit bestimmten Verhaltensweisen zu tun.
Bevor wir uns die typischen Verhaltensmuster anschauen, lohnt es sich, den Begriff „Nice Guy“ einmal klarzukriegen.
Ein Nice Guy ist nicht einfach nur freundlich oder respektvoll – das wäre, wie zuvor erwähnt, ja völlig okay.
Sondern er ist jemand, der versucht, durch ständige Anpassung, Nettsein und Hilfsbereitschaft gemocht oder geliebt zu werden. Und damit ist er im Grunde unehrlich.
5 typische Fallen, in die „Nice Guys“ tappen
1. Angst, als „zu aufdringlich“ wahrgenommen zu werden
Gerade Männer, die eher unsicher oder beziehungsunerfahren sind, wollen alles richtig machen und bloß nicht negativ auffallen. Besonders seit der #MeToo-Debatte ist es ein verstärkt zu beobachtendes Verhalten.
Die Angst, Grenzen zu überschreiten oder als zu übergriffig wahrgenommen zu werden, ist größer, als zu zeigen, dass man die Frau gut findet.
Daher wird dann kaum bis gar nicht geflirtet. Auch fragst du sie nicht nach einem Date oder bei einer Verabschiedung berührst du sie nie, weil du Angst hast, „übergriffig“ zu sein. Selbst wenn deutliche Signale von ihr kommen, hältst du dich zurück.
Respekt ist ganz klar wichtig. Aber es gibt einen Unterschied zwischen respektvollem Verhalten und völliger Zurückhaltung.
Wie soll eine Frau merken, dass du als Mann Interesse an ihr hast, wenn du dich wie ein Neutrum verhältst?
Anziehung entsteht durch Polarität und Spannung. Flirten ist ein Spiel für Erwachsene. Und weil es für Erwachsene ist, darf es auch um Themen gehen, die erwachsen sind.
2. Bloß keine Fehler machen.
Du überdenkst jede Nachricht. Was soll ich schreiben? Wie komme ich rüber? Wirke ich nicht zu direkt? Oder zu langweilig?
Wenn beim Date etwas schiefläuft – ein Missverständnis, eine peinliche Pause –, sagst du lieber nichts. Du tust so, als wäre nichts gewesen.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, überlässt du ihr die Gesprächsführung. Du fragst ständig: „Was willst du machen?“
Viele Männer haben gelernt: Wenn ich hilfsbereit bin, bekomme ich Anerkennung und Liebe.
Aber Liebe hat nichts mit Leistung zu tun.
Wenn du glaubst, dass du nur liebenswert bist, wenn du perfekt bist, wirkst du wie eine Maschine und nicht wie ein Mann mit Herz.
Gerade die kleinen Peinlichkeiten, die vermeintlichen Schwächen oder kleinen Pannen beim Kennenlernen machen dich zu einem authentischen Menschen. Sie machen dich nahbar.
Gerade die kleinen Peinlichkeiten, die vermeintlichen Schwächen oder kleinen Pannen beim Kennenlernen machen dich zu einem authentischen Menschen. Sie machen dich nahbar.
3. Die Überzeugung: „Ich muss anders sein, um geliebt zu werden.“
Wenn ich gemocht werden will, muss ich anders sein. „Muss witziger, cooler, erfolgreicher, entspannter sein … als ich wirklich bin.“
Beim Dating erzählst du von Interessen und Hobbys, die gar nicht zu dir passen – weil du glaubst, dass es besser ankommt. Du gibst den lockeren, extrovertierten Typen, obwohl du innerlich eigentlich tiefgründig und introvertiert bist.
Ist das nicht total anstrengend? Immer dieses Gefühl, anders sein zu müssen?
Und noch schlimmer: Wen ziehst du damit an? Vermutlich immer die Falschen.
4. Nice Guys fühlen sich in Gegenwart von Frauen oft wohler als unter Männern.
Gerade Männer, die ihre eigene Männlichkeit ablehnen, fühlen sich oft in der Gegenwart von Frauen wohler als unter Männern. Meist ist es geprägt von einem veralteten Männerbild, welches tief im Inneren abgelehnt wird.
Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel, dass man selbst einen dominanten Vater hatte und dies selbst nicht sein will und diesen Anteil ablehnt. Oder es wird Klarheit mit Härte verwechselt. „Wenn ich deutlich sage, was ich will, bin ich hart oder verletzend.“ ist einer der typischen Gedanken.
Nur wenn du als Mann aus Angst, dominant, toxisch oder übergriffig zu wirken, und dadurch „männliche Eigenschaften“ ablehnst, wirst du an Anziehungskraft verlieren.
Frag dich mal: Wer lehnt hier wen ab?
Wenn wir als Mann männliche Anteile in uns ablehnen, lehnen wir etwas in uns selbst ab. Das ist nicht besonders sexy – oder?
5. Es fällt schwer, den eigenen Bedürfnissen Vorrang zu geben.
Dienstag, 19 Uhr. Eigentlich wolltest du ins Fitnessstudio oder endlich diesen Actionfilm schauen.
Dann schreibt sie: „Hast du Zeit?“ „Ich muss reden.“
Du schmeißt deine Pläne um und sie erzählt dir die ganze Zeit wieder vom x-ten Dating Desaster. Du hörst verständnisvoll zu, was sie richtig toll findet.
Es ist alles andere als unmännlich, anderen zu helfen oder etwas Gutes zu tun.
Aber viele Nice Guys sind oft nicht in der Lage, bei sich selbst anzufangen. Es fühlt sich für sie egoistisch an, sich selbst an erste Stelle zu setzen.
Nur dabei heben sie gerade Frauen auf ein Podest, und wenn du dich in den Punkten oben wiedererkennst, dann fährst du – trotz aller Bemühungen – immer wieder in den gleichen Hafen: die Friendzone.
Keine oberflächlichen Tricks – sondern der Weg zu deiner echten Anziehungskraft
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Was steckt wirklich dahinter? Der ängstliche Bindungstyp
Hinter dem ständigen Friendzone-Muster steckt fast immer dieselbe Bindungs-Dynamik – nämlich Angst vor Ablehnung.
Diese Strategie ist nicht „falsch“ und sie hat dir früher mal geholfen. Aber heute sorgt sie dafür, dass du nicht als möglicher Partner, sondern eher als netter Begleiter wahrgenommen wirst.
Viele Männer, die sich übermäßig anpassen, haben einen sogenannten ängstlich-unsicheren Bindungsstil entwickelt.
Das bedeutet: Du wünschst dir Nähe, Liebe und Verbindung – hast aber gleichzeitig große Angst davor, sie wieder zu verlieren, wenn du „nicht gut genug bist“, deine Bedürfnisse zu äußern, oder glaubst, du bist nicht liebenswert.
Du hast irgendwann gelernt: „Ich bekomme Liebe, wenn ich angepasst bin und keinen Ärger mache.“
Diese Überzeugung ist tief verankert. Sie lässt dich Dinge herunterschlucken, nett bleiben, dich kleinmachen – in der Hoffnung, dass du so gemocht wirst.
Die Folgen dieser Dynamik:
- Du stellst Harmonie über alles – auch über deine eigenen Bedürfnisse.
- Du verhältst dich extrem verständnisvoll, freundlich, rücksichtsvoll, auch wenn es bei dir innerlich ganz anders aussieht.
- Du wirst als guter Zuhörer wahrgenommen, aber nicht als attraktiver Mann.
- Du zeigst selten klare Grenzen oder Wünsche, aus Angst, jemanden zu enttäuschen oder zu verlieren.
Übrigens: Wenn du dich fragst, was ist überhaupt Bindungsangst, dann ist dieser Artikel über Bindungsängste verstehen und überwinden was für dich.
Der Weg raus aus der Friendzone
Hier ist die gute Nachricht: Du bist nicht zu nett. Du bist nicht falsch.
Du hast nur gelernt, dich anzupassen, um gemocht zu werden.
Aber Liebe entsteht nicht durch Anpassung – sie entsteht, wenn du lernst, deine Bedürfnisse zu äußern, ohne gleich das Gefühl zu haben, abgelehnt zu werden.
Was kannst du konkret tun?
1. Lerne deine Bedürfnisse kennen
Schreib dir drei Situationen auf, in denen du in den letzten Wochen deine Bedürfnisse zurückgestellt hast. Was hättest du gebraucht? Was hättest du sagen können?
Das ist der erste Schritt: Erkenne, wo du nicht zu dir stehst. Dann kannst du anfangen, es zu ändern.
2. Flirte bewusst
Anziehung entsteht nicht im sicheren Hafen. Trau dich, ein Kompliment zu machen. Halte den Blickkontakt ein bisschen länger. Zeig, dass du sie als Frau wahrnimmst – nicht nur als gute Freundin.
3. Steh zu deinen Bedürfnissen
Übernimm Verantwortung und sag klar, was du willst. Was sind deine Bedürfnisse? Äußere sie und lerne auch, Grenzen zu setzen. Das ist nicht egoistisch. Das ist ehrlich.
4. Erlaube dir, unperfekt zu sein
Die nächste peinliche Pause im Gespräch? Lach darüber. Die nächste unbeholfene Nachricht? Schick sie ab. Perfektionismus macht dich steif. Authentizität macht dich nahbar. Und aus Fehlern lernen wir, anstatt diese zu verstecken.
Es ist nie zu spät.
Vielleicht erkennst du dich in einigen dieser Punkte wieder. Vielleicht sogar in allen.
Das ist okay.
Ich kenne dieses Gefühl. Ich saß selbst jahrelang in der Friendzone und dachte, mit mir stimme etwas nicht. Ich glaubte: Wenn ich nur noch netter bin, noch verständnisvoller, noch hilfsbereiter, dann wird sie mich irgendwann lieben.
Hat nicht funktioniert. Die Wahrheit? Ich war damals nur ein guter Freund. Heute bin ich übrigens glücklich verlobt. Liebe entsteht nicht durch angepasst sein.
Sie entsteht, wenn du dich mit deinen Bedürfnissen zeigst.
Der erste Schritt? Fang an.
Sag beim nächsten Date klar, was du willst. Zeig eine Meinung, auch wenn sie anders ist als ihre. Setz eine Grenze, auch wenn es sich egoistisch anfühlt. Flirte bewusst, auch wenn du Angst hast, zu aufdringlich zu wirken, und zeige, dass du auch mehr willst als nur Freundschaft.
Das fühlt sich vielleicht komisch an. Aber genau hier beginnt etwas Neues.
Es ist nie zu spät für eine erfüllte Partnerschaft. Und Veränderung beginnt genau jetzt.






